Para-Trainingslager im Kompetenzzentrum Rüdersdorf

01.09.2020 | Kategorie:

von Christian Marx · Fotos: Para-Trainingslager, Heinz-Werner Rogge ARVH


Auch Geselligkeit und Spaß kamen im Trainingslager nicht zu kurz (Christian ganz rechts)

Der DRV-Lehrgang vom 19. – 26.7.2020 bestand aus theoretischen und praktischen Einheiten. Einstiegsthema war die Einteilung der Parabootsklassen.
Ich fand es spannend, einen Einblick zu bekommen über andere Behinderungen und deren Lösungen. Also auch mal über den eigenen Tellerrand zu blicken. Ich habe eine bessere Vorstellung bekommen, was z.B. ein Rollstuhlfahrer für das Rudern benötigt, wie Schwimmer und einen Festsitz. Ich habe auch erfahren, dass es unterschiedliche Grade der Querschnittslähmung gibt.
Den Umgang mit Ruderern mit einer geistigen Behinderung (ID) fand ich auch interessant. Dieser war nicht schlimm oder besonders schwierig. Ich war zwar nicht als Anleiter tätig, trotzdem habe ich mich auch mit den ID-Sportlern ausgetauscht.

Training auf dem Kalksee

Die Trainingseinheiten waren für mich der Höhepunkt der Ruderwoche: Als erstes bin ich mit einen Zweier gefahren zusammen mit Sybille aus Werder. An den nächsten Tagen habe ich in einem Einer von Wintech zwei Fahrten unternommen. Dabei wurde ich vom Motorboot begleitet. Die Trainer hatten die Aufgabe, ihre Hinweise so zu vermitteln, dass Sehbehinderte damit etwas anfangen können. Wenn ich mit der Anweisung nichts anfangen konnte, habe ich gefragt. Ein persönliches Übungsziel für mich war, mehr geradeaus zu fahren, weniger Zickzackkurs.
Die zweite Fahrt im Einer war für mich mit mehr Herausforderung verbunden. Es war windiger und damit waren mehr Wellen auf dem See. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Ich bin aber nicht untergegangen. Ich habe versucht, entspannter zu rudern, das ist mir nicht immer gelungen. Ich weiß aber durch meine Erfahrungen in den Gig-Booten, dass durch mehr Fahrten oder mehr Übung ein lockereres Fahren mit weniger Anspannung möglich ist.

Die Angst vorm Kentern war bei mir nicht so groß

Eine weitere Übungseinheit war das richtige Verhalten beim Kentern. Es sollten auch hier Ängste abgebaut werden. Wir probierten das Kentern mit Booten mit montierten Schwimmern ohne eingesetzte Skulls. Es sollte anschaulich dargestellt werden, dass man sehr wohl auch mit Schwimmern umkippen kann. Dies habe ich zweimal ausprobiert. Das hat mich schon Überwindung gekostet. Zum Glück hatte ich am ARVH-Antikentertraining im vergangenen Februar teilgenommen. Da war die Hürde nicht mehr ganz so groß. Das erste Umkippen hat gut geklappt. Nur beim zweiten Anlauf habe ich leider den Dollenstift auf den Kopf bekommen. Ich bin eben nicht „richtig“ gekentert. Das Boot lag sozusagen auf der Seite, und ich hatte mich zu schnell nach dem Kontakt mit Wasser aus dem Boot herausbewegt. Nachdem ich mit meinem Kopf aus dem Wasser war, führte das Boot seine Kippbewegung zu Ende. Ich hatte aber nur eine kleine Wunde am Kopf. Zum Glück habe ich keinen allzu großen Schreck bekommen.


Der fast blinde Christian beim Training auf dem Osterbekkanal bei ARV Hanseat

Wir haben auch einem Bootsbauer in Berlin einen Besuch abgestattet, der Bootsmanufaktur BBG. Dort wurden uns die einzelnen Arbeitsschritte im Bootsbau anhand einer kleinen Führung gezeigt und erklärt.
Ich konnte doch viel von diesem Lehrgang mitnehmen. Es war mit den anderen Teilnehmern ein gutes Miteinander.