12.07.2020 – endlich! Die erste Wanderfahrt des ARV Hanseat in 2020
Text: Eva Maria Lange
Fotos: Carola Marcus
Mit den Schlüsselwörtern: Desinfektionsmittel, Mund-Nasenschutz, Abdeckung, 09:00Uhr, Schleusenentgelt, postprandiale Müdigkeit, Motorschaden, Muscheln, Krebse, Niedrigwasser, Heuler
Lange hatten wir darauf gewartet, wieder in Mannschaftsbooten rudern zu dürfen
Statt schon Ende März die Wanderrudersaison zu eröffnen, wurde es nun coronabedingt tatsächlich Mitte Juli. Und, ebenfalls coronabedingt, war die Ausfahrt anders als sonst.
Klaus-Henning Mühlenbrock, der diese 1. Ausfahrt zum Landhaus Voigt anbot, war wie immer bestens vorbereitet und ausgestattet, nun erweitert um eine große Flasche Desinfektionsmittel, da wir unterwegs die Plätze tauschen würden. Anders als sonst mit Mund-Nasenschutz, den auch einige beim Steuern aufsetzten. Nach dem Motto: Man muss nicht alles machen was (wieder) erlaubt ist, aber kann auch das tun, was man nicht zwingend muss. Auch die Alster, die Elbe und das Landhaus waren anders, nämlich – herrlich! – nahezu leer. Selbst die eine (!) Barkasse im Zollkanal fuhr ungewöhnlich rücksichtsvoll. Damit aber nun genug des Coronaexkurses.
Bei bestem Sonne-Wolken-Mix und ruhigem Wasser starteten acht ARVH’ler zur Ausfahrt
(Ruhiges Wasser zumindest auf der Hinfahrt). Doch bevor es losging, wurde vergeblich nach der Heckabdeckung der „Elbe“ gesucht. Die ersatzweise eingesetzte, nicht ganz passende Abdeckung der „Erland Giese“ musste hinterher als Argument für das übernommene Wasser herhalten.
Bei der Einfahrt auf die Binnenalster wunderten wir uns, warum die Fontäne ausgeschaltet war, bis um 09:00 wie auf Bestellung und zu unserer Begrüßung das Wasser in die Höhe schnellte. Ein „Ah“ und „Oh“ und Lachen in allen Gesichtern. Zügig kamen wir durch Rathaus- und Schaartorschleuse, an der Elphi vorbei über die Elbe, Wechsel bei der Wikingern, und dann bis zur Tatenberger Schleuse. Und die stellte die größte Herausforderung der ganzen Fahrt dar.
Die HPA hat ihr Bezahlsystem geändert
Statt bar muss nun online-digital gezahlt werden (vor Ort abzuwickeln, nicht im Vorwege) – und obwohl Fahrtenleitung und Obfrau sich vorher kundig gemacht hatten, ging dem Schleusenwärter alles viel zu langsam. Denn auf der anderen Seite warteten schon Motorboote, die auf die Elbe wollten. So gestikulierte er uns zur Einfahrt – und bezahlt haben wir später in aller Ruhe und im Schatten, so dass wir auf dem Display des Smartphones sogar ein bisschen was erkennen konnten.
Über Dove-Elbe und Gose-Elbe kamen wir schon bald zur Mittagsrast am Landhaus Voigt an
Nach großen Portionen bei Sonne im Biergarten stellte sich postprandiale Müdigkeit ein, vor allem bei den beiden Steuerleuten. Als wir auf der Rückfahrt erneut an der Tatenberger Schleuse ankamen, folgte Herausforderung Nr. 2: Der Schleusenwärter teilte uns mit, dass ein Boot mit Motorschaden auf der anderen Seite der Schleusenkammer liege und wir daher warten müssten, bis es abgeschleppt sei, vielleicht 30 Minuten oder länger. Wir waren bis dahin gut in der Zeit, alles abgestimmt auf die Tide, aber so viel Zeitverlust? Während einige am Steg Dehn- und Yogaübungen machten, andere Kirschkerne (aerosolfrei) weitbeförderten, machten andere sich Gedanken über Plan B oder C.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es in die Schleuse und hinunter. Keiner konnte sich erinnern, an den Spundwänden jemals so viele Muscheln und Krebse gesehen zu haben. Vielleicht waren wir auch noch nie bei solchem Niedrigwasser dort. Denn es ging ziemlich tief abwärts.
Zurück auf der Elbe war der Wasserstand sehr niedrig
Die eigentlich unterstützende Strömung elbabwärts war daher gering und der Gegenwind leider mittlerweile kräftig. Plan B: Wir wechseln, wenn überhaupt, am Bienenstock bei km 618 und nicht am Steg der Wikinger, oder (Plan C): gar nicht. Keine unnötige Zeit verlieren, tüchtig reinhauen. Hauptsache, wir kommen noch durch den Oberhafen, ohne auf Grund zu laufen – Treffen an der Schaartorschleuse. Bilder von auf Hafenschlick liegenden Ruderbooten gingen durch die Köpfe. Die Steuerleute waren jetzt hellwach, suchten souverän den besten Weg durch die Elbwellen und im Niedrigwasserslalom durch den Oberhafen. Es gelang. Alle waren froh, wenig später auf der Alster und dann auch flott (naja, mehr oder weniger) bei uns am Steg anzukommen.
Die lange Ruderpause und die 41-km-Strecke zeigten allmählich bei allen Wirkung
Noch die Boote fertig gemacht, aber keiner wollte sofort nach Hause. Zu schön waren die gemeinsame Ausfahrt und die Erlebnisse gewesen. Und so klang dieser Tag noch eine Weile auf der Terrasse aus.
Und der Heuler? Ach ja, bei der Einfahrt in die Speicherstadt-Kanäle: Altbekannte Postkartenmotive, das Verlagshaus, die Oberhafenkantine und über einer der Brücken ein Heuler. Nein, nicht so einer wie auf der Helgolanddüne, sondern das Gegenteil vom Smiley – so gar nicht passend zu unserer Laune:
Das Lachen war immer noch auf allen Gesichtern!